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Während dem nächsten Jahrzehnt wird erwartet, dass Brasilien zu einer agrarwirtschaftlichen Supermacht aufsteigt und zu einem der weltweit grössten Nachfrager von Potash-Düngern wird. Während die Potash-Nachfrage in Indien und China seinen Zenit bereits erreicht haben dürfte und aktuell abnimmt, ist das Gegenteil in Brasilien der Fall, wo der Konsum langfristig stetiges Wachstumspotential zeigt. Es wird prognostiziert, dass Brasilien bis spätestens 2020 zum weltweit grössten Importeur von Potash avanciert.

Während den letzten 15 Jahren stieg der Wert brasilianischer Agrarprodukte von $23 Milliarden auf $126 Milliarden an, wobei geschätzt wird, dass sich dieser zwischen 2010 und 2019 um weitere 40% erhöht. Daneben deuten Daten von SOBER auf einen erheblichen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion von Gütern, die am meisten Potash benötigen.

Brasilien besitzt 30% der weltweit landwirtschaftlich anbaufähigen Nutzflächen und es wird vorhergesagt, dass das Land die am schnellsten wachsende Agrarwirtschaft der Welt über die nächsten 50-100 Jahren haben wird. Brasilien verfügt über 500 Millionen Hektar an anbaufähigen Ackerboden, wobei derzeit nur 100 Millionen Hektar bewirtschaftet werden. Im Vergleich dazu verfügen die USA über lediglich 350 Millionen Hektar, Russland über 300 Millionen Hektar und China über 200 Millionen Hektar, wenn jedes verfügbarbare Hektar landwirtschaftlich genutzt werden sollte. Brasilien importiert über 90% seines Potash-Bedarfs, wobei der Grossteil aus dem kanadischen Saskatchewan und dem russischen Ural kommt, wodurch Transport- und Import-Kosten von insgesamt etwa $90 pro Tonne anfallen. Die brasilianische Regierung sitzt nicht untätig herum, sondern hat zum Ziel erklärt, inländische Projekte finanziell zu unterstützen, damit das Land düngerunabhängig wird. Die Regierung hat entschieden, all seine Kräfte zu bündeln und zu nutzen, um die hohe Potash-Importquote während den nächsten Dekaden gen Null zu fahren. Dies wird dazu führen, dass Explorations- und Entwicklungsprojekte von heimischen Potash-Lagerstätten auf schnellstem Wege vorangetrieben werden.

Hintergrund


Der globale Potash-Markt befindet sich im freien Fall, nachdem der weltweit grösste Potash-Produzent, Uralkali aus Russland, am 30. Juli eine schockierende Ankündigung machte.

Unerwartet verkündete Uralkali, dass es vom Exportkartell BPC (Balarus Potash Co.) austretet und von nun an Potash über seine in der Schweiz ansässige Uralkali Trading Firma verkaufen wird, wobei auch bemerkt wurde, dass die Produktion um 30-40% von 10,5 Mio. t dieses Jahr auf 14 Mio. t bis 2014 angehoben wird. Dies wird den Marktanteil des Unternehmens erhöhen, welcher heute bereits bei rund 20% steht.

Laut Uralkali soll dieser Schritt die Erlösreduktion kompensieren, die sich aus dem fallenden Potash-Preis ergeben hat. Analysten erwarten, dass Uralkali nun Potash mit einem Preisabschlag verkaufen wird, damit das Unternehmen mit erhöhten Absatzmengen wachsen kann. Dies führte dazu, dass Potash-Aktien weltweit stark eingebrochen sind.

„"Es ist als ob Saudi Arabien entschieden hat, die OPEC zu verlassen - der Ölpreis würde sofort einbrechen.“"
(Dmitry Ryzhkov, Wertpapierhändler bei Renaissance Capital)

BPC wurde seit 2005 gemeinsam mit JSC Belaruskali aus Weissrussland betrieben, wobei sie den globalen Potash-Markt dominierten, da sie für rund 40% des weltweiten Angebots verantwortlich waren. BPC war eines der beiden grossen Potash-Kartellen; das andere ist der amerikanische Konkurrent Canpotex, das aus Potash Corp. of Saskatchewan (NYSE: POT), Mosaic (NYSE: MOS) und Agrium (NYSE: AGU) besteht. Der Anteil von Canpotex am Weltangebot beträgt rund 30%, womit das amerikanische Konsortium nun zum weltweit grössten Exporteur wurde.

Das ehemalige Duopol BPC, mehr oder weniger im Gleichschritt mit Canpotex, fixierte ähnliche Verkaufspreise bei Verhandlungen mit Indien und China - die weltweit grössten Potash-Käufer. Sie beeinflussten die Potash-Preise, indem einfach die Verkaufsmengen reduziert wurden, da sie den Markt mit einem Anteil von rund 70% kontrollierten. Der Potash-Preis erklomm 2008 ein Allzeithoch bei über $1.000/t.

„Uralkali‘s Entscheidung wurde unabhängig gefällt, ohne Rücksprache mit BPC‘s Gründer - Belaruskali“, liess Belaruskali kurze Zeit später verkündigen. Uralkali betonte, dass der Ausstieg „unvermeidlich“ war und dementierte, dass es ein politischer Schritt war.

In einem Interview mit dem russischen Verlag Vedomosti am 5. August sagte Uralkali‘s Geschäftsführer, Vladislav Baumgertner:

„"Nachdem wir die Situation analysierten, haben wir entschieden zu handeln... Während den vergangenen Monaten haben wir den Aufsichtsrat darüber informiert, was geschehen war: über das Verhalten unserer Konkurrenten, den schwierigen Marktgegebenheiten und der Tatsache, dass wir vom Markt nicht unterstützt wurden, als wir versuchten den Preis zu erhöhen. Somit haben wir auf dringlichste Weise den Aufsichtsrat bestellt, der alsdann einstimmig die neue Strategie genehmigt hat, die auf der Prämisse basierte, dass es unmöglich war den Preis in der aktuellen Situation zu maximieren, sodass wir das Volumen maximieren sollten. Dies ist ein sehr rationaler Schritt für ein Unternehmen wie Uralkali - ein Marktführer im Bereich Produktionskosten, der dazu in der Lage ist, die Produktion schnell zu erhöhen, wobei wir auch geographische Vorteile geniessen. Unsere offizielle Stellungnahme folgte dann... So fragten wir uns: wenn wir derart starke Vorteile haben, warum sollen wir finanziell leiden und der Ungewissheit gegenüberstehen? Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Situation auf dem Markt der Agrarrohstoffe und die Wirtschaftlichkeit von Landwirten grossartig war und dass wir trotz derartig günstigen Rahmenbedingungen keine hohen Preise erzielen konnten, als wir zudem noch in der Absatzmenge eingeschränkt waren. Es folgte also der logische Schritt.“"

 

Schlussfolgerung

Uralkali leitete einen Paradigmenwechsel in der Potash-Branche ein. Der „Preis-über-Volumen“-Grundsatz wird für den „Volumen-über-Preis“-Grundsatz abgelöst, was bedeutet, dass Absatzwachstum dominanter als Gewinnmargenwachstum wird. Unternehmen mit hohen Produktionskosten, wie K+S aus Deutschland, dürften nun wohl eher zu kämpfen haben, währendhingegen Unternehmen mit niedrigen Produktionskosten, wie z.B. Uralkali, den Unternehmenswert durch Absatzwachstum steigern wollen.

„"Meine ehrliche Antwort zur Frage, wie sich der Preis verändern wird, ist „ich weiss es nicht“. Allerdings ist der Trend offensichtlich. Wenn die Absatzmengen steigen, so dürften die Preise die Produktionskosten von marginalen Unternehmen erreichen, also etwa 250 USD pro Tonne. Also könnten wir schon bald Zahlen wie diese sehen... Wenn sich die Regeln geändert haben, so müssen wir Greenfield-Entwicklungsprojekte eliminieren; die Produzenten, die keine niedrigen Produktionskostenbasis haben, dürften an Wert verlieren und schrumpfen. Gleichzeitig sollte die Nachfrage durch niedrige Preise stimuliert werden... Danach, wahrscheinlich, Konsolidierung.“"

Während manche Produzenten insolvent gehen ist es auch logisch, dass viele Explorations- und Entwicklungsprojekte weltweit stillgelegt werden, wenn der Potash-Preis für längere Zeit unter die $300/t Marke fällt. Der Markt dürfte dann mit einigen freundlichen und feindlichen Übernahmen stark konsolidieren. Baumgertner erwähnte, dass Uralkali offen für Fusionsgespräche wäre, auch mit Konkurrenten wie Potash Corp. oder Belaruskali. Baumgertner‘s Antwort auf die Frage, ob eine Handelskonsolidierung bedeuten kann, dass in der Zukunft wieder zum „Preis- über-Volumen“-Grundsatz zurückgekehrt werden kann: „Sicherlich kann es das. Jedoch sind wir noch weit davon entfernt.“

Bis dahin sollten sich Investoren auf Unternehmen mit niedrigen Produktionskosten konzentrieren, und zwar nach den aktuellen Verkaufswellen und wenn sich der Potash-Preis bei rund $300/t stabilisiert hat. Allerdings dürften bestimmte Explorations- und Entwicklungsunternehmen schon bald wieder mit einem Aufwärtstrend starten, da die marktweiten Verkaufswellen auf künstliche Weise niedrig#e Bewertungen von ein paar wenigen Unternehmen produziert haben, die nur für eine kurze Zeit währt. Es existieren nur wenige Potash-Lagerstätten, welche die Schlüsselelemente besitzen auch dann zu einer Mine entwickelt zu werden, wenn der Preis unter $300/t fällt. Diese Unternehmen jetzt zu finden, während der Markt im Schockzustand ist, könnte zu der lukrativsten Spekulation in der Geschichte des Potash-Marktes werden. Derartige Unternehmen, die in „unabhängigen“ Potash-Regionen der Welt aktiv sind, dürften während den kommenden Wochen und Monaten florieren, weil die aktuellen Marktveränderungen ihnen zu Gute kommt. Milliarden von Dollar haben bereits begonnen, von Unternehmen mit hohen Produktionskosten zu solchen mit niedrigen Kosten zu fliessen, während der allgemeine Markt wahrscheinlich viel kleiner in Hinsicht auf Anzahl von Explorations-, Entwicklungs- und Produktionsprojekte werden dürfte.

Während solchen Zeiten von Preiskorrekturen, Marktkonsolidierungen und fundamentalen Veränderungen können Investoren partizipieren, auf aussergewöhnliche Art und Weise Wohlstand zu schaffen, wenn die richtigen Unternehmen zur richtigen Zeit gefunden werden.

"“Potash: Der Rohstoffe der nächsten Dekade”"
(Goldman Sachs, April 2013)


Wir sind in Übereinstimmung mit der kürzlich vom deutschen K+S AG getätigten Stellungnahme, dass die durch Medien verbreitete Potash-Preisauffassung nicht gerechtfertigt ist und nicht die aktuelle Angebot-Nachfrage-Situation im Potash-Markt korrekt wiederspiegelt. Wir haben dieselbe Meinung wie K+S, dass die mittel- bis langfristigen Potash-Trends unverändert positiv sind. Ferner würde ein Preisabschlag auf 300/t die Nachfrage substantiell erhöhen.

Der Markt ist stark konzentriert und repräsentiert daher ein strategisches Asset für die wenigen Länder, die grosse PotashLagerstätten besitzen:

- 89% der weltweiten Reserven befinden sich in Kanada und Russland, wobei rund 70% der globalen Verkäufe durch die beiden Kartelle Canpotex und BPC kontrolliert wurden.

- Hohe Eintrittsbarrieren dank begrenzter geographischer Verfügbarkeit an Potash-Lagerstätten erlauben eine hohe Rentabilität und stabile Preise.

- Die weltweiten Potash-Verkäufe i.H.v. etwa 60 Mio. t jährlich repräsentieren einen grossen Markt mit $18 Mrd. an Wert bei $300/t.

 

Die „Brasilianische Vorteils“-Strategie

Aktuell stufen Analysten weltweit Potash-Unternehmen auf bis zu 50% herunter, während gleichzeitig davor gewarnt wird, dass ein Abfallen des Potash-Preis auf $300/t die Gewinnmargen von Produzenten erheblich mindern werden und einige Explorations-, Entwicklungs- und Produktionsprojekte stillgelegt werden könnten. Brasilien ist die wichtigste Region weltweit, die von diesem Trend verschont bleiben dürfte und zum Gewinner der derzeitigen Marktturbulenzen avanciert.

Die Nationale Dünger-Association von Brasilien (ANDA) hat veröffentlicht, dass die brasilianische Nachfrage 2012 um 9% im Vergleich zum Vorjahr auf einen neuen Rekord von 8,1 Mio. t KCl gewachsen ist, wobei hiervon 93% importiert werden mussten. Dies ist ein Anstieg von 19% von den 6,8 Mio. t, die 2007 konsumiert wurden.

Brasilien verfügt derzeit über nur eine aktive Potash-Mine, die TV (Taquari-Vassouras) Mine im Sergipe-Becken an der Ostküste, die etwa 0,7 Mio. t KCl pro Jahr fördert (7% der Gesamtnachfrage Brasiliens). Es wird erwartet, dass die Mine bis 2016 erschöpft ist, wodurch das Amazonas-Becken zum wichtigsten, wenn nicht gar einzigen potashproduzierenden Region in Brasilien wird. Verde Potash PLC’s Cerrado Verde Projekt in Minas Gerais sollte zur grössten Potash-Mine Brasiliens werden, jedoch dürfte die Minenentwicklung nun zum Stillstand kommen, da die Produktionskosten auf $310/t (exkl. Transportkosten) geschätzt werden, wie der scharfe Aktienkursrückgang indiziert (-85% in 2013).

- Brasilien ist der weltweit am schnellsten wachsende PotashMarkt. 80% des Potash, das nach Süd-Amerika geliefert wird, konsumiert Brasilien.

- Brasilien ist der 3. grösste Potash-Konsument der Welt, wobei mehr als 90% importiert werden muss.

- Das Land exportiert 27% des weltweiten Fleisches und es wird erwartet, dass es mehr als USA, Kanada, Australien und Argentinien bis 2016 exportieren wird. Die agrarwirtschaftlichen Exporte übersteigen $175 Mrd. USD im Jahr.

- Brasilien ist Weltmarktführer in der Ethanol-Produktion aus Zucker.

- Brasiliens Ackerboden ist von Natur aus arm an Kalium und die Ackerflächen benötigen Potash.

- Brasilien versucht, seine Importabhängigkeit von >90% auf 60% in den nächsten 5 Jahren zu reduzieren. Die Regierung ist aktiv, die Potash-Importe zu reduzieren und vergibt grosse finanzielle Anreize, um das heimische Angebot zu entwickeln, wobei die Exploration und Entwicklung von aussichtsreichen Regionen gefördert wird.

- Weltklasse-Unternehmen wie Petrobras, Vale oder Brazil Potash explorieren vor allem im grossen Amazonas Potash-Becken.

- Ein heimisches Potash-Angebot kann einen Transport-Kostenvorteil von bis zu $225/t generieren.

 

 

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